EIN Engel für ALLE

1000 Sterne sollten es sein – einfach mal nach den Sternen greifen – halbwach, halbschlafend sah ich sie noch im Bett liegend vor mir: 1000 funkelnde Sterne am Himmel, jeder einzelne bezaubernd auf seine eigene Weise – ja zauberhaft müssten die Sterne sein, den wo ein Zirkus da auch ein Zauber!

Vor fast vier Jahren – im Januar 2019 – durfte ich als Kinderärztin unter der Leitung von Dr. Däublin 30 Kinder mit Diabetes bei einer Schulungswoche mit dem Circus Tausendtraum auf dem Gelände der Ubbo-Emmius-Klinik in Aurich begleiten. Neben täglichen Diabetes-Schulungen standen Zirkusnummern auf dem Programm, welche von den Kindern mit viel Eifer einstudiert wurden – durften sie doch ihre Kunststücke am Ende der Schulungswoche vor einem 400 Mann starkem Publikum präsentieren. Ich werde nie die stolzen, leuchtenden Kinderaugen in der Manege vergessen! Und auch die Kinder erinnern sich noch nach Jahren gerne daran zurück. Einfach mal im Mittelpunkt stehen, teilhaben an einem tollen Projekt, mal kurz für einen Moment den Diabetes vergessen. Teil einer Gruppe zu sein, in der sie nicht aufgrund ihrer chronischen Erkrankung eine Außenseiterrolle einnehmen. Oft genug werden Kinder mit Diabetes von Aktivitäten oder Klassenfahrten ausgeschlossen, weil die Teilnahme zu riskant erscheint. Schön, dass es Projekte wie die Zirkusschulungswoche gibt, die genau dort ansetzen: Teilhabe an gemeinschaftlicher Aktivität über scheinbare Grenzen hinaus.

Einfach mal „nach den Sternen greifen“ bedeutet nicht nur hoch hinaus zu wollen, sondern auch mutig zu sein, sich mal etwas zu trauen, kreativ zu sein, zu zaubern… „greife nach den Sternen“ eine schöne Redewendung mit Sternen als Symbol!

1000 gebastelte Sterne sollten es sein für den Circus Tausendtraum – ich griff zu meinem Handy und schrieb mitten in der Nacht eine WhatsApp an Silke Kampen „wahrscheinlich hältst du mich für verrückt, aber was hältst du von einem 1000-Sterne-Bastelprojekt?“
Kurze Zeit später war das „Sternenzauberprojekt“ geboren, welches in den folgenden Wochen immer weiter Form annahm (unter Mitwirkung des Lions Clubs Aurich Aurora, den Kirchengemeinden, des Spööltied Vereins der Kinderklinik und durch viele weitere Menschen!).

Ende November 2023 stehe ich das erste Mal im Hirtenstall und kann es einfach nicht glauben, was für ein unfassbar schöner Sternenhimmel durch meinen Bastelaufruf entstanden ist.
„Es sind 1000, 2000, nein am Ende wahrscheinlich 3000 SPENDENSTERNE“ erzähle ich den Hirtenstall-Besuchern, „gebastelt von jung und alt! Die Alterspanne des Projekts liegt bei unschlagbaren 100 Jahren“ (und tatsächlich gibt es dieses für mich magische Foto von einem Bastelnachmittag im Alloheim, auf dem sich meine 1-jährige Tochter Ella und die 100-jährige Adelheid Goudscaal die Hand geben). Die extra für das Sternenzauberprojekt eingerichteten Bastelnachmittage im Alloheim sind nicht die einzigen Zusammenkünfte, die es bis Ende November geben wird. Praktisch aus dem Nichts heraus entstehen unzählige gemeinschaftliche Sternenbastelaktionen. Bald schon wird mir klar, dass es bei dem Projekt nicht nur um die Sterne geht, es geht um soviel mehr. Es geht darum Teil von etwas großartigem Ganzen zu sein. Mit vielen kreativen Menschen an einem Strang zu ziehen, etwas zu bewegen, um zu zeigen, dass Aurich etwas kann – Ehrenamt kann! Das es uns gelingen kann in dieser schwierigen Zeit im Hirtenstall ein Zeichen zu setzen! Die Gespräche im Hirtenstall beweisen, dass es außer den manchmal schrecklichen Nachrichten, auch noch andere, bewegende Geschichten gibt, die nicht nur gehört, sondern auch gelesen werden wollen. Die es wert sind, zu Papier gebracht zu werden – für das Auricher Sternstunden-Buch! Folgende Geschichte habe ich selbst im Hirtenstall erlebt.

Eine ältere Dame (deren Namen ich leider nicht kenne) kam Anfang Dezember in den Hirtenstall, um Sterne für eine Familienfeier zu kaufen. Als ihr Blick auf die Friedenssterne viel, sagte sie „die sollen es sein!“ sie wünsche sich, dass bald wieder Frieden einkehre auf dieser Welt. Sie verabschiedete sich, um kurze Zeit später wieder in den Hirtenstall zurückzukehren. Sie hatte Tränen in den Augen und überreichte mir einen kleinen weißen Engel mit den Worten „EIN Engel für ALLE, die an diesem zauberhaften Sternen-Bastel-Projekt mitgewirkt haben!… richten sie das bitte allen Mitwirkenden aus!“… „Das mache ich“ sagte ich gerührt „versprochen!“ und sah in ihre glücklichen mit Tränen gefüllten Augen!

„Ja, das mache ich, versprochen!“… und so löse ich heute offiziell mein Versprechen ein, mich auf dieser Weise bei allen guten Engeln um mich herum zu bedanken, die auf so großartige Weise zum Gelingen des Sternenzauberprojekts beigetragen haben!!!

Im nächsten Jahr wird der weiße Engel im Hirtenstall schweben – als sichtbares Zeichen des Zusammenrückens unserer Gesellschaft – da bin ich mir sicher!