Mutter und Tochter ganz nah

Nur wenige Zeit danach war sie tot. Aber diesen Samstagnachmittag hatten wir zusammen. Im Krankenhaus haben wir diese Nähe voll ausgekostet. Wir haben geplaudert, Spaß gehabt, ich habe ihr die Hände massiert und die Lippen eingecremt. Ganz innige Momente. Über allem schwebte die unumstößliche Diagnose. Aber wir haben geschafft, das für den Moment auszublenden und die Zeit einfach genossen. Ihre Lieblingsblumen hatte ich ihr mitgebracht und etwas zu lesen. Aber viel wichtiger war die Zeit, die wir zusammen verbracht haben und wie nahe wir uns gekommen sind. So nahe waren wir uns schon viele Jahre nicht gewesen. Ich hätte noch Stunden auf ihrem Zimmer verweilen können. Bald würde es Abschied für immer heißen müssen; aber diese Zeit hatten wir miteinander gehabt. Nach meinem Besuch rief meine totgeweihte Mutter ganz euphorisch meinen Vater an und erzählte ihm von diesem erfüllenden Nachmittag. Ich war auch erfüllt. Sie hatte mich beschenkt und ist am Ende fröhlich gegangen. Wir hatten unsere Zeit genutzt und Gott war in unserer Mitte.