In meinem Job als Krankenschwester erlebe ich sicherlich etliche Sternstunden, gerade weil auch in der Klinik das Leben oft endet, oder neu beginnt.
Wie dicht diese Begebenheit beieinander liegen kann, erlebte ich in einer Nachtschicht.
Vor ein paar Jahren bestand meine Tätigkeit in der Auricher Klinik im Bereich Pfleger vom Dienst. Bedeutet, ich wurde jeweils dort eingesetzt, wo Bedarf war. Mein Alarmpieper in der Tasche ließ mich auch in dieser Nacht wissen, wo ich zeitnah gebraucht wurde und so eilte ich zwischen den Stockwerken umher. Bis ich auf die Station Eins gerufen wurde.
In dieser Nacht gab es viel Arbeit. Auch in der direkt anliegenden Notaufnahme herrschte reger Betrieb, welche damals noch mit besagter Station fußläufig verbunden war.
Eine Kollegin begrüßte mich beim Eintreffen flüchtig, als sie aus einem Krankenzimmer kam. Dem Patienten ginge es nicht gut, teilte sie mir mit und es schien, als würde sein Leben in dieser Nacht zu Ende gehen.
Der ältere Herr hatte keine Angehörigen, so sollte er also seine Reise hier und jetzt ohne Beistand antreten. Mein Versuch, ihm durch meine Gegenwart etwas Ruhe, sowie Frieden mit auf den Weg zu geben, zeigte Wirkung. Ich sprach leise mit ihm, merklich wurde er ruhiger und trat langsam seine lange Reise an.
Die beklemmende Stille im Raum wurde ganz plötzlich durch eine große Hektik im Flur unterbrochen, als der Rettungswagen eintraf und die Sanitäter samt Patientin in die angrenzende Notaufnahme eilten. Eine Schwangere hatte ihr Baby bereits unterwegs unter Blaulichteinsatz geboren und das Neugeborene schrie aus Leibeskräften durch den Flur. Die Situation war schon beklemmend, da erblickte ein kleines Menschenkind das Licht der Welt, während es auf meiner Seite im Zimmer zu Ende ging. Eine besondere Sternstunde erlebte ich in dieser Nacht, viel Zeit darüber nachzudenken, hatte ich nicht. Der Job ruft!