Was ich euch heute erzähle, ist schon fast drei Jahre her. Aber da ich beim letzten Mal angefangen habe, von meinem Mann zu erzählen, will ich euch jetzt auch erzählen, wie es mit ihm angefangen hat:
Es war Silvester, ich noch Gemeindepastorin in der Nähe von Hannover und von einem Kollegen zu seiner Silvesterparty ins ferne Ostfriesland eingeladen.
„Ich habe aber vorher noch den Silvestergottesdienst“, sagte der Kollege zu mir. Und ich antwortete: „Dann komme ich eben in deinen Gottesdienst!“
Das tat ich auch. Mitten in der Corona-Hochzeit. Mit dem damals üblichen Abstand, gekennzeichneten Sitzplätzen und mit Maskenpflicht.
Als der Gottesdienst mit dem Orgelnachspiel endete, drehte ich mich um, um die Orgel besser hören zu können.
Da fiel mein Blick auf einen Mann, der etwa fünf Bankreihen hinter mir stand. Er trug wie ich eine Maske, und über seiner Maske blickte er mich mit aufmerksamen Augen an. Und ich blickte zurück. Und er blickte zurück. Und ich blickte zurück. Und er blickte zurück…
Dann verließ er die Kirche, und auch ich ging nach draußen, um dort auf meinen Kollegen zu warten. Dort sah ich den Mann erneut, und wieder begann unser Spiel mit den Blicken…
Schließlich ging der Mann weg, und ich fuhr mit meinem Kollegen zu der Silvesterparty.
An Party war aber überhaupt nicht zu denken, weil mich die ganze Zeit über Fragen umtrieben: „Was war das? Wer ist dieser Mann? Wie kriege ich Kontakt zu ihm?“
Um es für euch kurz zu machen: Mit Hilfe der gekennzeichneten Sitzplätze und des Internets gelang es.
Dann nahm ich allen Mut zusammen und rief den Mann an. Und der sagte, während mir das Herz bis zum Hals schlug: „Mir ging es genauso, als unsere Blicke sich trafen. Es war wie ein Blitz vom Himmel!“
Letztes Jahr haben wir geheiratet. Und uns im Sommer diesen Jahres Gottes Segen für unsere Ehe geben lassen.
In derselben Kirche, in der sich vor fast drei Jahren unsere Blicke trafen. Und natürlich von demselben Kollegen, bei dem ich zur Silvesterparty eingeladen war.
Das alles Entscheidende aber geschah ohne Worte.
Manchmal muss man eben gar nicht hören, um Wunder zu erleben!
Die Verfasserin dieses Textes ist an Taubheit grenzend schwerhörig. Sie ist zugleich die Beauftragte für Schwerhörigenseelsorge der hannoverschen Landeskirche und schreibt regelmäßig sogenannte „Ermunterungstexte“ für Schwerhörige. Wer diese Texte kostenlos erhalten möchte, schicke bitte eine kurze Mail an beate.gaertner@evlka.de.