Mein schönstes Weihnachtsfest

Vor einigen Jahren sah ichein Bild in der Zeitung von zwei Mädchen, die Weihnachten 1969 reich beschenkt wurden. Sie standen vor dem geschmückten Tannenbaum mit ihren Puppen im Arm und sofort hatte ich meine eigene Kindheit und das für mich schönste Weihnachtsfest vor Augen.

Es war 1958.

Ich wurde in der Marktstraße geboren, dort wo heute die Erlebniskochschule seinen Kunden das Date-Cooking anbietet. Meine Schwester(2 Jahre älter) und ich hatten das ganze Jahr gespart, um unseren Eltern ein Weihnachtsgeschenk machen zu können. Aufgeregt flitzten wir beide eines Tages los ohne unsere Mäntel anzuziehen. Es fror, aber beide haben wir vor Eifer nichts gespürt. Wir standen bei der Fa. Abbegg am Fenster und drückten uns die Nasen platt. Was es da alles zu sehen gab! Spielsachen, von denen wir nur träumen konnten. Zum Weihnachtsfest hat unser Papa immer etwas gebastelt- Eine Puppenstube oder zwei Stühlchen mit Tisch. Solche Puppen, wie sie im Schaufenster standen, mit richtigem Haar, waren für uns unerreichbar.
Plötzlich sprach uns eine ältere Dame an, sie hatte uns wohl beobachtet. Nachdem sie sich nach unseren Weihnachtswünschen erkundigt hatte, nahm sie uns an die Hand und ging mit uns zu Schüt-Duis. Dort durften wir uns eine große Puppe samt Zubehör aussuchen. Ich nahm eine mit dunklen Zöpfen und meine Schwester eine mit blonden Zöpfen. Die Dame drückte uns beiden die Kartons in die Hand und wünschte uns ein frohes Weihnachtsfest. Mit glänzenden Augen und roten Bäckchen kamen wir zuhause an.
Unsere Mutter war sprachlos und wollte uns die Geschichte nicht glauben. Sie schnappte sich die Kartons und ging mit uns zurück zu Schüt-Duis, um die Sache zu klären. Dort wurde ihr von der Verkäuferin gesagt, dass eine reiche Dame aus Aurich jedes Jahr zu Weihnachten arme Kinder beschenkt. Und ärmlich sahen wir sicher aus bei der Kälte ohne Mantel.
Am nächsten Tag wurde in der ON von diesem Fall berichtet, aber der Name der Dame wurde nicht genannt.
Das ganze liegt jetzt 65 Jahre zurück, aber immer wird uns dieses Weihnachtsfest in lieber Erinnerung bleiben. Aus heutiger Sicht betrachtet war es unverantwortlich überhaupt mit jemanden mitzugehen. Aber früher war eben alles noch etwas anders als heute.