Als mein Mann und ich uns kennenlernten, war ich noch sehr jung und gerade mit meiner 4jährigen Ausbildung angefangen.
Mein Mann war schon mehrere Jahre in seinem Beruf tätig und lebte zu der Zeit in Bremen. Er arbeitete in einer großen Firma, mit Aussicht auf eine vielversprechende Karriere. Diese hatte aber einen häufigen Wohnungswechsel zur Folge, da in den verschiedenen Filialen an unterschiedlichen Standorten Erfahrungen gesammelt werden sollte.
Es stand von Anfang an fest, falls wir eine gemeinsame Zukunft haben sollten, müsste ich mich dieser Tatsache unterordnen. Da ich einen Beruf erlernte, in dem ich überall schnell wieder einen neuen Arbeitsplatz finden würde, gewöhnte ich mich rasch an den Gedanken und gemeinsam freuten wir uns auf die Herausforderungen, die die Zukunft bringen würde. Während meiner Ausbildung durchlief mein Mann mehrere Standortwechsel in der Firma, in der er tätig war. Als ich schwanger wurde, gingen wir gerade in Hamburg seiner Tätigkeit nach, wohl wissend, dass er bald nach Köln abberufen werden würde. Wir bekamen einen gesunden kräfigen Sohn und schon bald. nachdem eine passende Wohnung für uns gefunden wurde, zogen unser Sohn und ich zu meinem Mann nach Köln. Es stand für uns fest, dass ich, solange unser Sohn noch nicht in die Kita gehen konnte, bei ihm zu Hause bleiben würde.
Mein Mann ging morgens in die Firma und kam häufig erst spät abends nach Hause. Da sich unsere Wohnung sehr schön im Grünen, ganz in der Nähe des Rheins, befand, ging täglich mit unserem Sohn spazieren und lernte so schnell mehrere junge Frauen, ebenfalls meist junge Mütter kennen
Doch nach einigen Wochen veränderte sich unser Sohn. Er war sehr häufig krank, sodass der Kinderarzt gezwungen war, ihm immer wieder ein Antibiotikum zu verordnen.Immer häufiger litt unser Sohn unter Atemwegserkrankungen, an Bronchitis, Fieber und anderen starken Erkältungssymtomen.
Unser kräftiger, temperamentvoller Sohn war nach einigen Monaten nur noch ein Schatten seiner selbst. Die Nächte waren sehr unruhig, an Schlaf war meistens nicht zu denken. Er war jetzt so zart und blass geworden und alles fiel ihm schwer. Der Kinderarzt bat uns schließlich zu einem Gespräch, indem er uns den Rat gab, unbedingt für unseren Sohn einen dauerhaften Klimawechsel in Erwägung zu ziehen. „Gehen Sie möglichst wieder zurück an die Nordsee. Dort wird es Ihrem Sohn bald wieder besser gehen.“ So war wörtlich seine Aussage.
In der Zwischenzeit hatte mein Mann schon wieder innerhalb der Firma eine weitere Aufstiegsmöglichkeit erhalten, aber nur unter der Bedingung eines Wohnortwechsels nach Tier. Wir standen jetzt vor einer sehr schweren Entscheidung. Auf der einen Seite erhielt mein Mann eine Chance, auf die er so lange hingearbeitet hatte. Auf der anderen Seite ging es um die Gesundheit unseres Kindes. Natürlich stand für uns beide fest, unser Kind war das Wichtigste auf der Welt und wir würden alles tun, damit es ihm gut geht. Somit reichte mein Mann schweren Herzens die Kündigung ein und schon nach einem Vierteljahr zogen wir zurück an die Nordsee. Unserem Sohn ging es tatsächlich schon nach kurzer Zeit erheblich besser. Er litt nur noch selten, irgendwann gar nicht mehr, unter Atemwegsbeschwerden. Er nahm zu, seine Bäckchen wurden wieder roter und nach ein paar Monaten war er wieder das lebenslustige Kind, das er früher war. Nach gut einem Jahr wurde unser 2. Sohn geboren.
Mein Mann wechselte noch einmal seinen Arbeitsplatz. Er bekam die Möglichkeit in einer etwas größeren Firma direkt hier am Ort einer Arbeit nachzugehen, die ihm Spaß machte und mit der er sich schnell arrangieren konnte.
Er arbeitete dort bis zu seinem Renteneinstieg vor ein paar Jahren.
Nachdem unsere Söhne aus dem Gröbsten heraus waren, konnte auch ich hier vor Ort wieder meinem Beruf nachgehen. Anfang des neuen Jahres werde ich dann, nach nahezu 30 Jahren, in den Ruhestand wechseln. Also steht uns wieder eine Herausforderung bevor, auf die wir uns aber sehr freuen.
Unseren beiden Söhnen geht es gut. Sie haben sich beide zu gesunden, sportlichen und empathischen jungen Männern entwickelt. Nach ihrem Studium sind sie beide im norddeutschen Raum sesshaft geworden.
Inzwischen sind wir sehr stolze Großeltern.
Ab und zu unterhalten wir uns noch darüber, wie unser Leben wohl verlaufen wäre, wenn uns nicht die Krankheit unseres Sohnes gezwungen hätte, wieder in die Heimat zurückzukehren.
Zurückblickend wissen wir jetzt, wir hätten nicht zufriedener und glücklicher sein können. Es war genau die richtige Entscheidung!
Dafür sind wir unendlich dankbar!
So ist das Leben. Es stellt uns immer wieder vor Herausforderungen und Entscheidungen. Und manchmal durchkreuzt es ganz konkrete, hoffnungsvolle Pläne.
Dann gilt es diese Veränderungen anzunehmen, sich der Herausforderung zu stellen und der veränderten Lebenssituation das Beste abzugewinnen.
Für uns steht fest, es ist alles gut und richtig so wie es ist!