Vor 20 Jahren lag ich Weihnachten in Minden, Westf. im Krankenhaus – unser erstes Kind sollte – wollte aber nicht auf die Welt kommen. Wir lebten damals schon in Aurich und hatten hier auch unsere Hebamme. Aber Komplikationen zogen uns in meine alte Heimat. Mein Vater war dort Chefarzt der Kinderklinik und wollte seine älteste Tochter gerne in dieser Situation in der Nähe wissen. Wir verbrachten Weihnachten im Kreissaal. Wir konnten das Lied „ihr Kinderlein kommet“, dass Familienmitglieder zu Motivation sangen, bald nicht mehr hören. Es war ein eigenartiges Gefühl – weit weg von einem Stall, umgeben von Hochleistungsmedizin und unglaublich netten Hebammen und Krankenschwestern. Die Hoffnung auf ein gesundes Kind und die Angst vor Komplikationen. Der Gedanke an die Geburt Christi, die zukünftigen Weihnachten mit einem eigenen Kind. Am Zweiten Weihnachtstag in der Frühe wurde ihr es dann aber dann doch wohl zu ungemütlich in meinem Bauch und sie machte zögerliche Anstalten auf die Welt zu kommen. Es wurden alle aufgeregt – nur das Baby machte es sich wieder gemütlich. Es wurde ein anstrengender Tag. Mein Mann war den ganzen Tag beschäftigt meinen Blutzucker zu messen, mein Sprachrohr zu sein, meine Hand zu halten, mir Mut zuzusprechen. Gegen 17 Uhr hielt es mein Vater zu Hause nicht mehr aus und machte sich auf zur Visite. Zur gleichen Zeit ging es auch mit der Geburt so richtig voran. Als der Großvater kurz nach 19 Uhr die Tür zum Kreissaal öffnete, hörte er den fulminanten Schrei seiner Enkeltochter. Als ich wieder Luft holen konnte, war das Erste was ich sah, mein Mann, der mit Tränen in den Augen seineerste Tochter mit einer unglaublichen Zärtlichkeit in den Armen hielt. Der Großvater stand zufrieden daneben. Und dann erschallte ein ungeheures Lachen, als dem frischgebackenen Vater das Kindspech in die Hand lief. Der Großvater war mit dieser ersten Tat seines Enkelkindes sehr zufrieden. Es soll Glück bringen meinte er zu meinem etwas irritierten Mann. Für uns war die Geburt unseres ersten Kindes eine der Sternstunden, die wir erleben durften. Vier weitere Sternstunden erlebten wir in den folgenden Jahren im Auricher Kreißsaal. Insgesamt wurden uns fünf gesunde Töchter geschenkt. Jede glückliche Geburt war eine Sternstunde, waren wir, wie Reinhard Mey es formulierte, Teil der Schöpfungsstunde. Die erste junge Dame ist übrigens inzwischen 20 Jahre alt und freut sich auf ihren ersten Einsatz auf der Frühchenstation….