Und manchmal steht Gott wohl direkt neben dir, hält mich fest

Ich hatte in der letzten Oktoberwoche, meinen Urlaub genommen, ein Jahr vorher wurde er bereits eingeplant. In Ferienzeiten Urlaub nehmen ist für diejenigen, die Kinder in der Schule, Kita etc. haben oder wo es Betriebsferien beim Partner, gibt, vorbehalten. Für den Rest der Belegschaft gilt Urlaubssperre. Kein Problem, ich mag den Herbst, warum also nicht den Sommerurlaub in den Herbst schieben?! Gut, einige Kollegen nehmen ihn zusätzlich, doch für mich ist es einfach wunderbar, 2 Wochen Herbsturlaub zu haben dazu ein paar wenige Tage im Frühjahr. So entsprechend auch in diesem Jahr und nun war ich verabredet, verabredet mit meinem Onkel, er freute sich so nach dem Tod meines Cousins. Direkt nach meinem Spätdienst fuhr ich zu ihm, kam quasi mitten in der Nacht bei ihm an und er freute sich so sehr, wir verstanden uns auch kommentarlos gut , schauten alte Fotos…und dabei sollte ich meine Familie richtig kennenlernen….und wir unternahmen viel gemeinsam. Hach welch ein schöner Urlaub…wären da nicht die abendlichen nervigen Zahn- und Ohrenschmerzen die bis in den Kopf ausstrahlen, die hatte ich auch schon während meiner Arbeitszeit, dabei kenne ich Zahnschmerzen gar nicht. Also am nächsten Morgen meinen Zahnarzt, angerufen…und hoppla, so schnell bekomme ich einen Termin? Fast Wehmütig muss ich meine Zeit bei meinem Onkel abbrechen…doch er weiß Rat wie wir trotzdem noch ein paar gemeinsame Tage haben können jetzt in Ostfriesland. Kurzerhand telefoniert er mit seinem Schwager und seiner Schwägerin, klar darf er vorbei kommen, bei ihnen übernachten. So fahren wir gemeinsam zurück.
Mein Zahnarzt alles Okay, schickt mich zum Hausarzt – auch dort, alles Okay – er schickt mich zum HNO – tja und nun werde ich nach der ersten Untersuchung, bombardiert mit einer ganzen Reihe von „Wann Fragen“, zu viele auf einmal für mich, sammeln der Reihe nach sortieren, gelingt mir auch nicht…bis mir einfällt, meine Überweisung gibt das abgefragte Datum preis… MRT Termin, erfahre ich, wird von seinen Mitarbeiterinnen ausgemacht, mein gezückter Dienstplan- keine Chance, der erste freie Termin, ist meiner egal wo, sollte jemand ausfallen, dann dieser… und ich bin Ahnungslos, weiß von nichts. Meine Alarmglocken bleiben ruhig obwohl die Praxis den MRT-Termin ausmacht.
Wundere mich kurz, für einen Augenblick, wie schnell der Termin bereits ist, immer noch Ahnungslos. Als es soweit ist, Vorbefunde sollen mitgebracht werden… doch welche?! Spontan nehme ich eine CD von einem MRT aus dem August 11/2 Jahre zuvor mit, denn wirkliche Vorbefunde habe ich nicht, doch hier war ein MRT meiner Halswirbelsäule gemacht worden, da ich fast 9 Monate vorher, bei Glatteis, einen schweren Autounfall mit Überschlagen in meinem Autos hatte mir trotz der ganzen Dramatik, außer einem blauen Flecken vom Lenkrad nichts passiert ist.. (dem Himmel sei Dank) knapp 5 Monate später sollte ein Arbeitsunfall folgen, indem eine meiner Hände in einer zufallenden Feuerhemmemden Tür, gequetscht wurde und ich von Physiotherapeuten behandelt wurde. Meine Hand war jedoch nicht nur gequetscht sondern auch gestaucht. Der Therapeut kam bei seiner Behandlung auch meiner Halswirbelsäule näher und Nein, ich mochte diese Art Behandlung an dieser Stelle so gar nicht…mein Autounfall kam ins Spiel, dazu, Haare waschen beim Friseur, mag ich auch nicht, oder wenn sich Bewohner beim Umsetzten an meinem Hals klammern wollen – schon Mal gar nicht – all diese Symptome habe ich dem HNO-Arzt, mitgeteilt. Und nun stand ich 30 Minuten zu früh vor der Tür der Radiologie Anmeldung. Auf entsprechende Wartezeit, der Wartebereich war voll, war ich eingestellt, Anmelden, Warten, so dachte ich. Doch sofort bei der Anmeldung mit Angabe meines Namens, wurde ich in den Behandlungsbereich hineingerissen, auf mich würden sie schon warten, erfuhr ich, meine CD mit dem MRT der HWS, wurde gerne entgegen genommen, ohne jegliche Unterschrift etc. ging es direkt los, Jacke, Schal, wurde mir ohne Nachfrage, ausgezogen, abgenommen, an meinen Schuhen herumgezerrt – So schnell konnte ich gar nicht begreifen was hier gerade passierte…und schrie förmlich: „STOP!!!! Das kann ich allein, Sie müssen keine Schnürsenkel öffnen, es gibt einen Reißverschluss!“ Doch es sollte noch kurioser werden…ich hatte mich für diese Untersuchung vorbereitet, also nur noch die Armbanduhr ablegen und der Untersuchung steht nichts mehr im Weg – eigentlich!!! und kaum habe ich meine Uhr dort abgelegt- zupft der Arzt an meinem Pullover Ärmel, „Kommen Sie, kommen Sie“….und zieht mich daran Richtung Umkleide…eilig hatte es dieses Team plötzlich…das war schon merkwürdig und extrem auffällig, verstand nur den Grund dieser Hektik, nicht.
Es folgten der erste Durchgang ohne Kontrastmittel (KM) der 2. mit. So schnell konnte ich gar nicht reagieren, wie die Spritze damit in meinem Arm, war. Es hieß nur „Sie bekommen eine Spritze“…und fertig gegeben war sie.
Danach hieß es im Wartebereich zu warten….der Arzt rief mich sehr schnell auf, „Gutes Zeichen“, dachte ich, denn außer meinen abendlichen Beschwerden ging es mir ja gut…okay, am Hals hatte ich eine Stelle bekommen, die ich gar nicht mochte, das mir gleich der Boden unter den Füßen entrissen werden sollte ahnte ich mit keiner Sekunde…auch nicht, das ich über Stunden nun nicht mehr in der Lage sein werde, mein Auto zu fahren oder ganz simpel einfach ein Schluck Wasser zu trinken etc. pp….Wie viele Stunden stand ich auf dem Parkplatz… mein Sohn in Sorge, „Geh auf den Weihnachtsmarkt, lenk dich ab“ dann war er in Sorge, er erreichte mich nicht…und ich hinterfragte mich, wo ich gewesen bin, immer noch nicht fähig Auto zu fahren. Auf meiner mitgebrachten CD, war mein Tumor, der mir nun Schwierigkeiten bereitete, jetzt extrem stark vergrößert war, Metastasen gebildet hatte, bereits vorhanden, sichtbar. Mein damaliger BG-Arzt, der das MRT veranlasste, hatte mir mitgeteilt, das alles in Ordnung mit meiner HWS sei, gesehen habe ich die MRT-Bilder nicht und hatte auch keinen schriftlichen Befund, wusste nicht ob es einen gab, das hatte ich bei der neuen Untersuchung auch direkt angegeben.

Bis heute ist es mir ein Rätsel, wie ich nach Hause gekommen bin. Am nächsten Tag habe ich dem HNO Arzt meine CD´s überreicht, die er nach Praxisschluss, anschauen wollte. Am nächsten Tag sollte ich zur Befundbesprechung in die Praxis kommen. Doch stattdessen bekam ich eine Notfalleinweisung ins Krankenhaus. Auf dem Weg dorthin, Stau auf der Autobahn… der Verkehrsfunk gab einen schweren Autounfall mit vielen Beteiligten durch, für die letzten 10 Minuten Fahrweg benötigte ich über eine Stunde oder war es sogar noch länger?! Das Zeitgefühl war nun weg.
In der Notaufnahme herrschte Chaos, Betten auf dem Gang, auf dem Flur…hierhin waren viele Verletzte gefahren worden, es ging drunter und drüber. Nach kurzer Voruntersuchung schickte mich der behandelnde Arzt wieder nach Hause. Am nächsten frühen Morgen sollte ich zur Vorstationären Behandlung zurückkehren… nicht erahnend was dieser Tag hervorbringen sollte… nach vielen Untersuchungen, setzte sich die behandelnde Ärztin am Abend neben mich, streichelte mir immer wieder über die Schulter, meinem Arm, faselte ich solle mein Leben regeln, die OP könnte schief gehen, ich benötige viel Kraft und Zuversicht aus der Familie, es könnte sein das ich die OP nicht überlebe, der Tumor habe sich breit gemacht, bereits Organe verschoben…und das 3 Tage vor Weihnachten!!! Ich dachte, das ich das nicht schaffe. die Zeit lief mir davon, wie soll man sein Leben in so einer Ultra kurzen Zeit, regeln?
Entsprechend stand immer noch neben der Spur, mein Arbeitgeber voller Verständnis, beruhigte mich, jetzt bin ich wichtig, niemand anders, Schicht hin, Schicht her, gab mir seine Privat- und Handynummer, und lies für mich beten.
Weihnachten nahte, ich hatte so einen Drang in den Nachmittagsgottesdienst zu gehen ?! Warum bloß? Das Friedenslicht wurde gebracht, ich holte mir eine Kerze, nein sogar zwei, vor kurzem hatte ich die Mutter eines Bekannten aus der Kirche kennengelernt, hier schien das Licht hilfreich zu sein… kaum abgegeben, zurück in den nächsten Gottesdienst. Mitsingen schmerzt ganz schön im Brustbereich… also einen Gottesdienst ausgelassen dafür an allen anderen in dieser Weihnachtszeit, waren meine. Dazu ein erfüllendes und Mut machendes Gespräch mit einer Pastorin… Danach hieß es Kräfte sammeln, nach der OP folgt die Therapie aus Chemo und Bestrahlung …und weil mein Körper nicht aufhört „HIER“ zu rufen, nehme ich reichliche Nebenwirkungen mit, die ich bis heute behandeln lassen darf… Ich wurde in dieser ganzen Zeit schon so oft gefragt, was ich mit der Kirche will, wenn es einen Gott gäbe, hätte er doch die Krankheiten von mir fern gehalten… doch nein, es ist mein Kraftort, am liebsten bin ich in der Kirche, doch an vielen Sonntagen muss ich auch mit dem Radio oder Computer vorlieb nehmen…so auch dieses Weihnachten und Silvester… leider muss ich der Bitte meiner Ärztin Folge leisten, das Friedenslicht denke ich mir, …Freue mich auf die „Radio Lamberti“ Übertragung… Hauptsache ich bin irgendwie dabei ich weiß ich kann mich fallen lassen in Arme, die mich halten und mit mir so alles tragen.