Sternstunden im wahrsten Sinne des Wortes


Wie schön ist es, nach langen Jahren des Schweigens, seit einiger Zeit endlich wieder das Einläuten zur Advents- und Weihnachtszeit vom Auricher Lambertiturm zu hören: Das Beiern!

Als Kind hab ich es geliebt! Endlich begann die schönste Zeit im Jahr. Jedes Jahr erneut ein kleines Wunder für mich.
An meinem Kinderzimmerfenster unseres Geschäftshauses am Markt war ein riesengroßer Stern mit Schweif (Der Stern zu Bethlehem) aufgebaut. Der Apparat, der ihn zum Leuchten brachte, stand in meinem Zimmer. Ich höre heute noch das Klicken – Klick, Klick, Klick, Klick – Klack! Wie herzlich! Endlich wirds Weihnachten.

In der Lambertischule durften meine Freundin Jutta und ich als Weihnachtsengel durch alle Klassenräume gehen, singen und Blockflöte spielen. Unser Dekorateur hatte uns Engelsflüge mit ganz viel Glitzer gebastelt und mit unseren langen Kleidchen besuchten wir beide glücklich und stolz jeden Montag alle Klassen – Welche Freude!
Dann endlich der Heilige Abend! Mit meinen kleinen Geschwistern besuchte ich den Nachmittagsgottesdienst. Meine Eltern kamen endlich zu Ruhe, nachdem, wie ich mich erinnere alle Adventssonntage die Geschäfte geöffnet hatten. Früher, kurz nach dem Krieg, waren Hausschuhe und Schürzen ein beliebtes Weihnachtsgeschenk. Somit war unser Geschäft jeden Tag gut besucht. Nachdem die Kinder aus der Kirche zurück waren wurde noch in aller Ruhe Tee getrunken und Kuchen gegessen. Wir Kinder waren natürlich ganz hibbelig denn irgendjemand hatte den Weihnachtsmann doch schon gehört.
Endlich klingelte die Glocke! Die Tür zum Wohnzimmer war nicht mehr verschlossen, und uns entgegen strahlte der mit so viel Liebe und wunderschöne geschmückte Weihnachtsbaum. Es war so heimelig und feierlich. Wir freuten uns natürlich über Nüsse, Geschenke und ganz wichtig – die bunten Teller. Ganz besonders sind mir die Kerzen in Erinnerung geblieben, die man am Heiligen Abend zum Gedenken an die Gefallenen im Krieg, in die Fenster stellte. Die Stadt war nun ganz ruhig und dunkel. Und nachdem bei uns Ruhe eingekehrt war, stand ich am Fenster und blickte aufs gegenüberliegende Haus. Dort brannten auch die Kerzen in den Fenstern.

Ob mein Papi im Himmel wohl die Kerzen sah?


Allen eine besinnliche Weihnacht.