De Wiehnachtsboom

Anfang Dezember gung dat mestens los. Mien Naubeschke Henni und ick satten biet Frühstück und proten övert Wiehnachtsboom. Ik wull immer gern een Fichte hebben. Heel full mit Grön muss de wesen und richtig nau Wald ruken.
Se wull lever een Nordmann in Stuuv stellen. Neet so full, dormit dor noch Lametta an kun und de moi bunte Kugeln, Glocken und Vögels van fröher.
Wi beid wussen denn all Anfang Dezember, dat wi dat, man better net to lang übschuben sullsen.
So Mitte Dezember fung uns erste Stee, um Wiehnachtsboom to koopen, mit sien Vekoop an.
As dat in Zeitung staun de, wur um de Dag een groten Krüz mokt.
Man so as dat is, wenn man planen deit:“Der Mensch denkt und Gott lenkt.“
Mörgens har ik keen Auto und butten sach dat man düchtig nau Schnee ut.
Man naumittags sull dat den losgaun.
Gliek wenn Kinne Mittagstüün ut harn.
Teetrinken wulln wie anschließend, wenn wir wer binnen Kleppen wern. Dat kuun so lang ne anhollen.
Mit twee lüttje Kinne int Gepäck fuhren wi los.
An´t Karkenwech bleben wi staun, um dor uns Wiehnachtsboom ut to söcken. Dit Johr har he keen Fichten kregen. Dat wer natürlich skau. Aber wat sult, denn wur dat woll een Nordmann. De kunnnen ok diecht wusen ween.
Man as wie her all seen harn und dörkloemt wern, harn wi beid keen in Hand.
Henni und ik keeken uns an und wussen:“Nee, dor is uns Boom net bi!“
Also wer in Auto rin, beid Kinne wer angeschnallt und up nächste an.
In Richtung Tannenhusen, up rechte Sied dor vorkörf immer een Bomen. De full uns denn in. Dat wur all düster und dat sach nun man all heel verdächtig nau Schnee ut. Man wi wullen een Boom und nu weern wi unnerwängs. Ohn de Wiehnachtsboom wullen Henni und ik nich nau Huus.
Ankaumen steegen wi fell ut. Kinne ofgeschnallt und drup daul. Man nau allen kieken und sökken stun fast:“ Hier is uns Boom ok nicht!“
Man nu wer dat düster, de erste Flocken full fand Himmel und Kinner harn ok nich mehr recht Lüst. Wer ok langwielig, Dannenbomen to bekieken.
Wer int Auto und anschnallt, gafft erstmal een paar Gummibärchen för´t Grotste. Lüttje krech een Keks.
Henni und ik keeken uns an.
Wat nu? Nau huus und Tee trinken oder wieder söken?
Boomarkt!
Dor gaff dat doch genug Wiehnachtsbomen. Driest drupp an.
De Platz wer biet Boomarkt good utleucht. So kunnen wi ok noch bie de dicke Schneeflocken, de nun fand Himmel gwemen, wat seen.
Allerdings stech uns een heel unangenehmen Geruch int Nös.
Wenn Bomen to´d Wald utkaumen, kann dat mal ween, dat een Deer dor sind lüttje Geschäfft an verrichtet hett. Steit de Bohm denn in de goode Stuuv, word dat heel fell do´n Problem.
Stinkender Natur!
Und genau disse Geruch stech uns in´t Nös.
Wat, wenn wi genau de. Bohm erwischen, de so stinken deit?
Ik keek Henni an und wi beid wern uns eenig.
Hier kunnen wi uns Wiehnachtsboom nicht koppen, un wenn he noch so moi was.

Keen Bohm. Heele Nomittag unner Wegens und keen Wiehnachtsboom.
Auto wer all unne Schnee, as wi mit beid Kinne in´t Schlepptau wer nau de Parkplatz kwemen.
De beid wur nu kolt und so fungen se an to quengeln. Lüttje Wich froch nu, wenne wi denn n endlich bi Henni Tee trinken deen und für Lüttje Jung wur dat all so langsam Diet för sien Buddle.
Ik mook Auto free und wi führen sach nau Huus.
De Stimmung wer geknick bi uns Groten, denn de Tied gung so gau dehen und wi harn keen Bohm. Wurn ok keen mehr naulevert und bit nau Emden oder Norden henforn för´n Wiehnachtsboom? He muss ok irgendwie nau Huus henkomen.
Jede hung so sien Gedanken nau.
As wi över´t Ekelserstraat fuhren, sachen wie de helle Beleuchtung. Up een grotten Banner kunn man lesen:“ Weihnachtsbaumverkauf!“
Ohn Henni to frogen, boch ik of.
See keek mi an und sai:“ Fröher, hem Christoph und ik uns Wiehnachtsboom immer hier köfft. De wur uns nau Huus henbrocht.“
So steegen wi beid ut. Kinne wer ofgeschnallt und up de Bohmen daul.
Henni leep van Bohm to Bohm mit lüttje Wicht an´t Hand. In een Hand har ik de Maxi Cosi und mit de anner wies ik de beid, de Bohm, wenn een in de engere Utwaul kwem.
Biet zwede Boom strahl her Gesicht und de rot Wangen wern an´t leuchten.
„Dat is mien Bohm!“ sai se. De Nordmanntanne wer heel liek wursen, har nicht toföll Tacken und een ganz feinen Spitz. PERFEKT!
Während wi noch de Bohm beliebäugelten, har mien lüttje Wicht sück van Hand löst und wer dör de Dannen schlendert. Se har gar keen Ahnung von Fichte oder Nordmann, aber se sach Dinge, de wi nicht seen.
An een Bohm bleev se andächtig staun und nu fungen her Ogen an to strahlen.
„Mama, Henni, Mama, Henni den Baum will ich!“ reep se heel lut. Gau leepen wi nau her hen.
Nee, he wer nich de möiste und ick har hum säcker nicht ankeken, aber in sin Zweige broch he een Geschenk mit.
Dat lüttje Vögelnüst, de de Reis bit in Laden schafft har, sat fast an de Tack dran. As wull dat Nüst de dunkle Tied trotzen und uns wiesen, dat selbst de lüttjeste Geschöpf ganz völl Lücht brengen kann.
Wi denen uns vorstellen, wo dorin noch för een paar Monten Eier und anschließend lüttje Vögels, in west weren. Ok wenn diese Vörjahr dat Nüst nicht mehr dor wär, sull he nun noch een ganz besünnern Platz kriegen.

Nett as fröher, wurn uns den Bohmen nau Huus hen levert. Mien Mann mok beid vorsichtig in den Wiehnachtsbohmständer.
Henni´s Bohm wur van her Tochter mit de bunte Kugeln, Glocken und lametta schmückt. Und drunne har se för all Geschenke und Sötigkeiten.
Uns Bohm wur so schmückt, dat de Vögelnüst nau vorn stunn und fien Glasvögels satten debie. Rot Kugels, Strohsterne, Tonglocken und Zimtstangen
hungen an de Fichtenzweige. Dat rook so herlich nau Wald.
An heilig Abend wer de Vögelnüst de Hingucker.

Wi hemp noch fook darover laacht, dat wi dört heel Weltgeschichte forn sünd bi Schneestörm und düster Nacht und hem de Bohm naust vört Huusdör köfft.
Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute ist so nah.

Hochdeutsch:

Anfang Dezember ging das meistens los. Meine Nachbarin Henni und ich saßen beim Frühstück und sprachen über den Weihnachtsbaum. Ich wollte immer gerne eine Fichte haben. Mit ganz viel Grün musste sie sein und so richtig nach Wald riechen. Sie wollte lieber eine Nordmanntanne in die Stube stellen. Nicht so dicht gewachsen, damit noch Lametta passte und schöne bunte Kugeln, Glocken und Vögel von früher. Wir beide wussten schon Anfang Dezember, dass wir den Kauf besser nicht verschieben sollten. Mitte Dezember fing die erste Stelle, wo wir unsere Bäume kauften, mit dem Verkauf an. Als es in der Zeitung stand, machten wir um den Tag ein großes Kreuz. Aber so wie es ist, wenn man plant:“ Der Mensch denkt und Gott lenkt.“ Morgens hatte ich kein Auto und draußen sah es heftig nach Schnee aus. Aber am Nachmittag konnte es losgehen.
Sobald die Kinder ihre Mittagstunde beendet hätten. Teetrinken wollten wir anschließend, wenn wir wieder da wären. So lange, könnte es wohl nicht dauern.
Mit zwei kleinen Kindern im Gepäck fuhren wir los. Am Kirchenweg blieben wir stehen, um dort unseren Weihnachtsbaum auszusuchen. In diesem Jahr hatte er keine Fichten bekommen. Das war schade. Nun ja, dann würde es wohl eine Nordmann werden. Die konnten auch dicht gewachsen sein. Aber als wir alle Bäume gesehen hatten und schon ziemlich durchgefroren waren, hatten wir beide keinen Baum in der Hand. Henni und ich guckten uns an und wussten beide:“ Nee, da ist unser Baum nicht dabei!“ Also stiegen wir wieder ins Auto, beide Kinder angeschnallt und weiter zum nächsten Weihnachtsbaumverkauf.
In Richtung Tannenhausen, auf der rechten Straßenseite verkaufte ebenfalls jedes Jahr jemand Weihnachtsbäume. Es fiel uns ein, als wir auf dem Weg waren. Es wurde schon dunkel und sah nun sehr nach Schnee aus. Aber wir wollten einen Baum und ohne ihn wollten wir nicht nach Hause.
Angekommen, stiegen wir schnell aus. Die Kinder abgeschnallt und los gings. Aber nach allem gucken und suchen stand fest: „Hier ist unser Baum auch nicht!“ Es war schon dunkel, die ersten Flocken fielen vom Himmel und die Kinder hatten auch keine Lust mehr. Ist auch langweilig, Tannenbäume anzusehen.
Wieder im Auto und angeschnallt, gab es erstmal ein paar Gummibärchen für die Große. Unser Kleinster bekam einen Keks.
Henni und ich schauten uns an.
Und nun? Nach Hause und Tee trinken oder weitersuchen?
Der Baumarkt!
Dort gab es doch genug Weihnachtsbäume. Also nichts wie hin.
Der Platz neben dem Baumarkt war gut ausgeleuchtet. Wir konnten trotz der dicken Schneeflocken, die nun vom Himmel fielen, etwas sehen. Allerdings stach uns ein unangenehmer Geruch in die Nase. Wenn Bäume aus dem Wald kommen, kann es schon mal sein, dass irgendein Tier sein kleines Geschäft daran verrichtet. Steht dann der Baum erstmal in der guten Stube, wird das schnell zum Problem.
Stinkender Natur!
Genau dieser Geruch stach uns nun in die Nase. Was, wenn wir genau den Baum erwischten, der so fürchterlich stank?
Ich schaute Henni an und wir beide waren uns einig. Hier konnten wir keinen Weihnachtsbaum kaufen.
Kein Baum! Den ganzen Nachmittag unterwegs und kein Weihnachtsbaum.
Das Auto war schon unter einer Schneedecke, als wir mit den beiden Kindern im Schlepptau wieder zum Parkplatz kamen. Den beiden wurde es kalt und sie fingen an zu quängeln. Mein kleines Mädchen fragte nun, wann wir denn endlich bei Henni Tee trinken würden, und für meinen kleinen Jungen wurde es langsam Zeit für seine Flasche. Ich machte das Auto frei und wir fuhren nach Hause. Sie Stimmung war geknickt bei uns Erwachsenen, denn die Zeit verging nun so schnell und wir hatten keinen Baum. Es wurden auch keine mehr nachgeliefert und ganz bis nach Emden oder Norden fahren, für einen Weihnachtsbaum? Er musste auch zu uns nach Hause kommen.
Jeder hing so seinen Gedanken nach.
Als wir über die Ekelserstraße fuhren, sahen wir die helle Beleuchtung. Auf einem großen Banner konnte man lesen: „Weihnachtsbaumverkauf!“
Ohne Henni zu fragen, bog ich ab. Sie guckte mich an und sagte:“ Früher, haben Christoph und ich unseren Weihnachtsbaum immer hier gekauft. Der wurde uns dann auch nach Hause gebracht.“ So stiegen wir beide aus. Die Kinder wieder abgeschnallt und zu den Bäumen hin. Henni lief von Baum zu Baum mit meinem kleinen Mädchen an der Hand. Ich hatte in der einen Hand den Maxi Cosi und mit der anderen zeigte ich den beiden den Baum, wenn einer in die innere Auswahl kam. Beim zweiten Baum strahlte ihr Gesicht und die roten Wangen leuchteten. „Das ist mein Baum!“ sagte sie. Die Nordmanntanne war ganz gerade gewachsen, hatte nicht so viele Zweige und eine ganz schöne Spitze. PERFEKT!
Während wir noch den Baum beliebäugelten, hatte sich meine kleine Tochter von Hennis Hand gelöst und war durch die Tannen geschlendert. Sie hatte keine Ahnung von Fichten oder Nordmanntannen, aber die sah Dinge, die wir nicht sehen. An einem Baum blieb sie andächtig stehen und ihre Augen strahlten.
„Mama, Henni, Mama, Henni, den Baum will ich!“ rief sie ganz laut. Schnell liefen wir zu ihr hin. Nein, der schönste war er nicht und ich hätte ihn sicher auch nicht angesehen, aber in seinen Zweigen brachte er ein Geschenk mit.
Das kleine Vogelnest, das die Reise bis in den Laden geschafft hatte, saß fest an dem Zweig. Als wollte das Nest der dunklen Zeit trotzen und zeigen, dass selbst das kleinste Geschöpf ganz viel Licht bringen kann.
Wir stellten uns vor, wie darin noch vor ein paar Monaten Eier und anschließend kleine Vögel drinne gewesen waren. Auch wenn in diesem Frühling das Nest nicht mehr da war, sollte es nun noch einen ganz besonderen Platz bekommen. So wie früher, wurden uns die Bäume nach Hause geliefert. Mein Mann stellte beide vorsichtig in den Weihnachtsbaumständer.
Henni´s Baum wurde von ihrer Tochter mit den bunten Kugeln, Glocken und Lametta geschmückt. Und unter ihm lagen viele Geschenke und Süßigkeiten. Unser Baum wurde so geschmückt, dass das Vogelnest vorne war und die feinen Vögel daneben. Rote Kugeln, Strohsterne, Tonglocken und Zimtstangen
hingen an den Fichtenzweigen. Es roch herrlich nach Wald. An Heiligabend war das Vogelnest der Hingucker.

Wir haben darüber noch oft gelacht, dass wir durch die ganze Weltgeschichte gefahren sind im Schneesturm und dunkler Nacht und haben den Baum dann vor der Haustür gefunden.
Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute ist so nah.