Weihnachtsfreude


Weihnachten im Elternhaus. Die Aufregung bei 4 Kindern war in der Woche vor dem Fest deutlich zu spüren. Alle 4 waren damit beschäftigt ihre Weihnachtsgeschenke für die Eltern und Großeltern fertig zu bekommen. Die Mutter hatte Ihnen gesagt: „Wir möchten von Euch nur Geschenke, die ihr selbst gebastelt habt“. Das war schon eine große Herausforderung für die Kinder. Jeder musste sich Gedanken machen. Was könnte ich selbst herstellen, was könnte ich basteln? Alles nicht so einfach aber Freunde, Nachbarn und die Oma halfen ihnen mit vielen Tipps. So hatte man sein Weihnachtsgeschenk im Kopf. Jeder suchte sich entweder ein Zimmer, der andere ging in die Werkstatt und wenn es nicht anders ging saß man auch bei Freunden zu Hause um es dort zu bearbeiten. Im Laufe der Jahre waren so eine Menge Dinge in den Wochen vor Weihnachten mit viel Liebe und Schweiß gefertigt worden. Es sollte ja auch bis zum Hl. Abend ein Geheimnis bleiben.
Die Eltern hatten kaum Zeit für die Kinder, denn der Betrieb in der Gaststätte musste weitergehen. Der Vater kümmerte sich um die zwei Bäume, einer für das Weihnachtszimmer, der andere für die Vorweihnachtszeit in der Gaststätte. Auch hier sollte man sich auf das Fest freuen.
Einige Tage vorher war die Tür zum Weihnachtszimmer abgeschlossen. Die Aufregung bei den Kindern stieg und der Älteste lugte hin und wieder durch das Schlüsselloch. Ja was sieht er denn da, vor dem Weihnachtsbaum, der schon festlich geschmückt ist, steht ein Fahrrad. Ein Silber/grün lackiertes, wunderschönes Rad. Genau so eins hat sich die Schwester gewünscht. Und so konnte der Bruder vor Aufregung es nicht für sich behalten und erzählte es seiner Schwester. Die freute sich wahnsinnig, als wäre schon Weihnachten.
Irgendwie hat die Mutter es mitbekommen und als der Bruder wieder einmal einen Blick riskierte, war das Rad nicht mehr zu sehen. „Das Christkind hat es wieder mitgenommen, weil wir durch das Schlüsselloch gelinst haben“, sagte der Bruder. Und so brach die Schwester in Tränen aus und konnte sich die paar Tage fast nicht mehr beruhigen.
Dann kam der Hl. Abend. Das Glöckchen läutete und die Mutter betrat mit ihren 4 Kindern und der Oma und das Weihnachtszimmer, wo der Vater gerade die Kerzen am Baum entzündet hatte. Es war einfach wunderschön. Die Blicke der Kinder wanderten andächtig zur Krippe, dann zu den Geschenken und alle suchten verzweifelt das Rad. Nirgends zu sehen. Die Pakete standen unter dem Baum, die Weihnachtsteller für jedes Kind auf einem Stuhl, aber kein Rad mehr. Die Schwester in Tränen sagte gar nichts mehr. Trotzdem hielt die Mutter alle an, gemeinsam ein Gebet zu sprechen, einige Lieder gemeinsam zu singen und dann fehlte das Wichtigste. Die Weihnachtsgeschichte.
Mutter nahm das Mädchen an die Hand und trug ihr auf: „Geh´ doch bitte einmal in das Nachbarzimmer. Dort habe ich die Bibel mit der Weihnachtsgeschichte auf den Tisch gelegt. Bitte hole sie mir doch.“
Das Mädchen ging mit rot geweinten Augen in das Nachbarzimmer, sah die Bibel auf dem Tisch liegen und kletterte über ein davorstehendes Fahrrad. Sie nahm die Bibel und brachte sie der Mutter. Die las allen die Weihnachtsgeschichte vor und dann durften alle sich über die Geschenke hermachen. Nur die kleine Schwester hatte einfach keine Lust, keinen Spaß an der Sache. Sie war nur traurig, bis die Mutter fragte: „Hast Du denn nicht das andere Büchlein gesehen, welches neben der Bibel lag? Geh´ nur schnell und hole es mir doch.“ Sie hatte das Fahrrad einfach nicht mehr wahrgenommen. Und sie ging und dann hörten alle einen Schrei, ein Gekreische und Gejauchze: “ Ein Fahrrad, ein Fahrrad. Mein Fahrrad???“
Und es wurde das schönste Weihnachtsfest überhaupt.