Im Jahr 2010 war ich Vikarin in der Lambertigemeinde. In dem Jahr hatte ich im Vikariat schon viel erlebt, aber das erste Weihnachtsfest ist doch etwas ganz besonderes. Schon den ganzen Tag am Heiligabend hatte ich aus dem Fenster in meiner Wohnung in Rahe gesehen, wie es schneite und eine Schneewehe immer wieder die Straße versperrte. Wie sollte ich denn abends zur Christvesper in die Lambertikirche nach Aurich kommen? Ich wollte ja auf keinen Fall mit dem Auto stecken bleiben, so wie ich es am Nachmittag schon einige Male beobachtet hatte. Also packte ich nicht nur den Talar und den ausgedruckten Gottesdienstablauf wasser- und wetterfest ein, sondern auch eine Ersatzhose und ein zweites paar Schuhe und dann ging es los mit dem Fahrrad zuerst durch die kniehohe Schneewehe auf meiner Straße und dann am Kanal entlang bis nach Aurich rein. War das eine besondere Fahrt durch die verschneite Welt am Heiligabend! Schon ganz aufgeregt kam ich an. Zum Glück war noch genug Zeit für eine Tasse Tee im Gemeindehaus und dann ging es los. Die Christvesper in Lamberti! „Vom Himmel hoch“ haben wir damals gesungen und „Hört der Engel helle Lieder“ mit dem tollen Gloria. Der Weihnachtsbaum war prächtig, die Kirche gut gefüllt mit weihnachtlich gestimmten Menschen und ganz am Ende, nach dem Segen, da wurde noch einmal das Deckenlicht der Kirche gelöscht und wir alle haben aus voller Brust „Oh du fröhliche“ im Lichtschein des Weihnachtsbaumes gesungen. Dieser Moment ist eine Sternstunde für mich. Ein Moment in dem mein Herz hüpft, meine Seele singt und Gott ganz nah bei uns Menschen in der Kirche ist. Und das schöne ist, dass er seit 2010 immer wieder verlässlich zu mir kommt: Jedes Jahr an Heiligabend.
Damals bin ich nach dem Gottesdienst glücklich und voller Segen nach Hause geradelt: am Kanal entlang, durch das weihnachtliche Aurich und durch die Schneewehe auf meiner Straße.